Gemütliches Beisammensein

Gemütliches Beisammensein hört sich ja irgendwie ein bisschen langweilig an. War’s aber gar nicht. Genau genommen war das gemütliche Beisammensein nicht nur wirklich schön, sondern auch sehr interessant. Aber der Reihe nach.
Wir hatten schon sooo lange mal vor, uns, also der Helferkreis, mit den Flüchtlingen einfach so zu treffen. Fern ab von den vielen organisatorischen, rechtlichen und persönlichen Problemen, die miteinander gelöst werden müssen, wollten wir einfach nur zusammen sitzen und quatschen. Vorbereitet war das Ganze schnell, denn es sollte ja nichts Großes werden. Tische, Bänke, Getränke und jeder bringt was zum Essen mit. Eingeladen waren viele, es kam aber nur ein kleiner Kreis von 20 Leuten. Enttäuschend? Neee! Der kleine Kreis hatte den großen Vorteil, dass nur zwei Tische besetzt waren, an denen sich Flüchtlinge und Helferkreis gut mischten. Entsprechend interessant waren die Gespräche:
Na klar, Fußball! Samstag Mittag, Freiburg gewinnt gegen Dortmund. Da haben wir uns alle miteinander gefreut.
Oder die Geschichte der Kurden. Das ging von der sprachlichen Vielfalt über das Heute bis in die Zeit lange vor Christi Geburt. Einer der Flüchtlinge hat ein echtes Faible für Geschichte und Archäologie, ein sehr belesener Mensch. Nur Schade, dass er das hier in Deutschland nicht beruflich umsetzen kann.
Was gabs noch? Der gute alte Nikolaus. Diese Tradition gibt es bei den meisten Flüchtlingen ja gar nicht, aber unsere jährliche Nikolausfeier finden sie toll. Dazu gab es noch ein paar fast schaurige Merdinger Nikolausanekdoten.
Und dann haben wir, Jan Ullrich Fans aufgepasst, übers Fahrrad fahren philosophiert. Und wie schön das ist, und wie viel Spaß das mit der ganzen Familie macht, und wie sehr sich die Frauen wünschen, das Fahrrad fahren zu erlernen. Machen wir. Im Herbst gibt es unter der Regie vom Radsportverein einen Fahrradkurs nur für Frauen.
Sonst noch was? Na ja, solche Gespräche funktionieren nur, wenn das Deutsch ausreichend gut ist. Ist es inzwischen! Sprache ist halt der(!) Schlüssel zur Integration. Und so sind wir uns alle an diesem Nachmittag sehr viel näher gekommen.

Ja, ja, die Lausbuben. Interessant bei der Gelegenheit, das deutsche Schimpfwortrepertoire. Wir waren alle ziemlich erstaunt, als da nicht x!?$… herauskam, sondern „Waschweiber“!