In der vergangenen Jahresspanne konnte unsere Flüchtlingsiniatitive „merdingen-hilft“ relativ ruhig agieren, da es kaum neue Flüchtlingszuweisungen für Merdingen gab. Es gab viel Zeit die „Merdinger Neuankömmlinge“ intensiv zu betreuen: Die Deutschkenntnisse wuchsen und gediehen auch Dank unserer Sprachkurse, Praktika und Arbeitsstellen wurden vermittelt, die Kinder sind im Kindergarten und in der Schule angekommen, die Familien wurden intensiv von „Paten“ betreut und auch der Schritt ins „Merdinger Dorfleben“ hat an vielen Stellen funktioniert. Bestes Indiz dafür ist der Pizzatreff des Bürgervereins. Die Gerichte, die von unseren Flüchtlingen gekocht wurden, fanden großen Anklang. Es wurde alles ratzeputz aufgefuttert, sprich verkauft. Was das Intersse an neuen Geschmackserlebnissen angeht, scheinen also die Merdinger sehr „integrationsoffen“ zu sein.
So weit, so gut! Nun gibt es aktuell vom Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald eine neue Zuweisung noch für das laufende Jahr 2017. Diese kam nicht unerwartet, aber in ihrer Dimension und in ihrer zeitlichen Anforderung sehr plötzlich. Näheres dazu wird in der Gemeinderatssitzung am 26.9.2017 von der Gemeinde bekannt gegeben. Klar ist, dass dringend Wohnraum benötigt wird. Leider waren die bisherigen Versuche der Gemeinde, einzelne Wohnungen anzumieten, mehr oder weniger erfolglos. Damit wird die Verwirklichung einer dezentralen Unterbingung in kleinen Einheiten, was die beste Integrationsmöglichkeit bietet, mit der neuen Anforderung mehr als schwierig. „merdingen-hilft“ wird deshalb einen Informationsabend anbieten, bei dem sich potentielle Vermieter über das Für und Wieder, über Bedingungen, Möglichkeiten, Schwierigkeiten, Sicherheiten, Vorteile, …, informieren können. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben. Wir hoffen auf diese Art und Weise Ängste und Bedenken abzubbauen, damit wir unsere neuen Flüchtlinge „direkt in der Nachbarschaft“ unterbringen können. Die bisherigen Erfahrungen sind (fast) ausschließlich gut! An dieser Stelle schon mal eine herzliche Einladung!
In der „großen Politik“ scheint das Thema „Flüchtlinge“ nicht mehr so wichtig zu sein. Der Anschein wird erweckt, alles geht seinen Gang. Leider ist das aber nicht so. Unterkünfte wurden „aus dem Boden gestampft“ für die Erstunterbringung. Für die Anschlussunterbringung sind dann aber andere Gemeinden zuständig. Das heißt, dass jetzt, nur weil das Gesetz so beschlossen wurde, die bestehenden Unterkünfte sich langsam leeren und an anderer Stelle wieder Geld in die Hand genommen werden muss, um neue Unterkünfte zu schaffen. Dass schlussendlich die Flüchtlinge in ganz normalem Wohnraum landen müssen ist klar. Aber eine flexiblere Nutzung, der schon bestehenden Wohnheime, wäre an vielen Stellen mehr als hilfreich. Daneben ist die Tatsache, dass das Asylgesuch vieler Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung abgelehnt wurde oder wird, in der Zeit die Menschen aber schon viel für ihre Integration getan haben, eigentlich schon (fast) ein neues zu Hause gefunden haben, äußerst problematisch. Ein „Duldungsstatus“ bedeutet, dass jederzeit die Abschiebung droht. Wer will so leben, wer will so Kinder großziehen, wer will so sich integrieren? Und umgekehrt: Soll die Integration erst ab einem bewilligten Asylstatus beginnen? Sollen die ehrenamtlich Engagierten nur warme Jacken verteilen, den Rest aber erst einmal zurück stellen? Umgekehrt droht nämlich viel Frust. Da hat man/frau Menschen in Not aufgenommen, alles für ihre Integration getan und dann werden sie abgeschoben, obwohl sie in Lohn und Brot sind, die Kinder in die Schule gehen, … Gerade jetzt, im Wahlkampf, lohnt es sich, den eigenen Bundestagskandidaten mal diesbezüglich zu fragen oder am Wahlstand, welcher Partei auch immer, darüber zu diskutieren.