merdingen-hilft – ein „Schlüsselerlebnis“

Für alle Literaten unter den geneigten Leser*innen: eine Merdinger Kurzgeschichte.

Wer kennt das nicht: Batsch – Tür zu – ausgeschlossen – und nu? So passiert bei einer unserer Flüchtlingsfamilien. Normalerweise findet sich dann ein Ersatzschlüssel im roten Blumentopf im Keller oder unter dem dritten unscheinbaren Stein im Garten. Aaaber so weit hatten unsere Integrationsbemühungen bei der Familie noch nicht gefruchtet. Also hockt die gute Frau mit Kind 3 Stunden vor der Tür. Irgendwie entsteht ein Kontakt zu Helfer1 vom Helferkreis. Der kann aber als ehemaliger Banker keine Tür knacken. Also wird Helferin2, die, in neudeutsch, extrem gut vernetzt ist in Merdingen, kontaktiert. Vor Ort wird jetzt der Vermieter angerufen (quasi von Turnverein zu Turnverein). Der weilt aber gerade in fernen Landen, macht Urlaub, kann also nicht helfen. Aber es gibt eine hilfreiche Info: Die Schwiegermutter hat einen Ersatzschlüssel. Dieser wird postwendend geholt und die Haustür kann geöffnet werden. Die Wohnungstür bleibt aber verschlossen, da der eigentliche Schlüssel von innen steckt. Wat nu? Schlüsseldienst? Zu teuer, zu aufwendig: Schloss aufbohren, neue Schlösser, neue Schlüssel, … Hmmm. Wer kennt sich noch mit Türen aus? Ja klar, d‘ Schriner. Schreiner1 wird kontaktiert – im Urlaub. Schreiner2 – es ist übrigens 10 Uhr abends – sagt, dass er sich noch was Passendes anziehen muss und kommt. Dann wird eine halbe Stunde an der Tür herumgebastelt und der „Panzerknacker“ (= Schreiner2) bekommt die Tür tatsächlich auf. Großes Aufatmen! Rechnung? Wird wohlwollend abgelehnt. Der Mann der Familie, inzwischen auch eingetroffen, dessen Schlüssel übrigens ebenfalls in der Wohnung liegt, bedankt sich mit einer Flasche Rotwein. „E Fläschle Rote hilft immer!“ Die Familie kann endlich in die Wohnung, das Töchterchen ins Bett und der Rest kann auch zufrieden die Füße hochlegen.
So funktioniert das auf’m Dorf, und so funktioniert das allemal in Merdingen! In Merdingen hilft man*frau sich immer gegenseitig und auch unseren Flüchtlingen. Deshalb heißt der Helferkreis auch so: „merdingen-hilft“.
An dieser Stelle selbstverständlich ein fettes Dankeschön für die unbürokratische Hilfe zu unwirtlicher Zeit an „Schreiner2“: Christian Schnurr.